Vom kleinen Dorf zum anerkannten Kurort

Die Geschichte von Scheidegg

Die Marktgemeinde Scheidegg im Allgäu zählt ca. 4.300 Einwohner und verfügt über rund 3.200 Gästebetten. Im vergangenen Jahr (2022) wurden 465.715 Übernachtungen registriert. Damit gehört Scheidegg zu den 10 größten Kur- und Fremdenverkehrsorten im Verbandsgebiet Allgäu/Bayerisch-Schwaben.

Die Besiedelung des Gebietes um Scheidegg erfolgte wahrscheinlich im 6. und 7. Jahrhundert durch die Alemannen. Scheidegg gehörte bis 1481 zu Weiler und wurde infolge Urkundenverlustes erstmals 1255 in St. Gallen erwähnt. Das Reichsbenediktinerkloster St. Gallen förderte Christentum und Kultur. 1296 versetzte Abt Wilhelm Scheidegg an Graf Hugo von Bregenz (Montfort). Das Gebiet, das 1571 Habsburg erworben hatte, blieb bis zum Preßburger Frieden 1806 (Napoleon) bei Vorarlberg und kam dann zu Bayern.

Scheidegg ist staatlich anerkannter Kneippkurort mit dem Zusatzprädikat 'Premium Class' und Heilklimatischer Kurort mit Zusatzprädikat 'Premium Class'.

Die Anerkennung als Heilklimatischer Kurort wurde nach eingehenden Klimauntersuchungen (große Klimaanalyse durch das Wetteramt München, medizin-klimatologische Begutachtung durch das Institut für Balneologie und Klimatologie an der Universität München, Aerosol-Messungen durch das Wetteramt Freiburg) und einer umfangreichen Überprüfung durch den Fachausschuss für Kurorte, Erholungsorte und Heilbrunnen am 04.12.1981 vom Bayerischen Staatsministerium des Inneren ausgesprochen. Damit wurde das höchste Prädikat, das auf Grund der klimatischen Verhältnisse und Bedingungen verliehen werden kann und einem Badeort gleichkommt, erreicht.

Scheidegg liegt auf dem Bergrücken des Pfänders zwischen Bodensee und Hochgebirge im Dreiländereck Deutschland – Österreich – Schweiz in einer Höhenlage von 800 bis 1.000 m. Diese Panorama-Höhenlage bietet einen großartigen Ausblick auf über 100 Gipfel der Allgäuer, Vorarlberger und Schweizer Alpen. Durch die bevorzugte Lage von Scheidegg ergeben sich einige der wichtigen und günstigen klimatischen Voraussetzungen wie Nebelarmut, überdurchschnittliche Sonnenscheindauer (ca. 1.600 bis 2.000 Sonnenstunden jährlich), Luftzirkulation, hervorragende  Luftreinheitsverhältnisse und ein „schonend“ bis „reizmäßig“ einzustufendes Hochgebirgsklima (untere Stufe).

Die Tradition von Scheidegg als Kur- und Erholungsort reicht bis zur Jahrhundertwende zurück. Als nach dem Bau der Eisenbahnlinie von Röthenbach nach Scheidegg die ersten Sommerfrischler nach Scheidegg kamen, wurde bereits 1902 mit der Gründung des Verkehrs- und Verschönerungsvereins der erste Versuch unternommen, den Fremdenverkehr zu organisieren. Als dann 1912 (nach eingehenden Klimauntersuchungen im deutschen Alpenraum für den geeignetsten Standort einer Kinderklinik) mit dem Bau der Prinzregent-Luitpold-Kinderklinik begonnen wurde, war dies der Grundstein für die Entwicklung von Scheidegg zum Kurort. 1936 wurde Scheidegg als Höhenluftkurort anerkannt.

Nach dem 2. Weltkrieg war natürlich ein neuer Anfang erforderlich. Die Notwendigkeit, sich als Kurort zu qualifizieren, wurde bald erkannt. 1964 entstand der erste „anerkannte Kneippkurbetrieb“. Nach intensiver Aufbauarbeit konnte Scheidegg zum 01.01.1973 als Kneippkurort und am 04.12.1981 zusätzlich als Heilklimatischer Kurort anerkannt werden.

Scheidegg ist aber nicht nur Kurort, sondern hat eine sehr gemischte Gästestruktur. So zählen zu den Gästen sehr viele Familien, bedingt durch ein familiengerechtes Angebot an Ferienwohnungen, Bauernhöfen sowie des Familien-Feriendorfes der Deutschen Post. 1990 wurde Scheidegg nach eingehenden Überprüfungen Preisträger im Wettbewerb „Familienferien“ des Bundesministeriums für Jugend und Familie.

Die meisten Gäste kommen natürlich im Sommer nach Scheidegg. Mit die schönsten Jahreszeiten sind jedoch das Frühjahr und der Herbst.

In den letzten Jahren hat sich Scheidegg zu einem beachtlichen Wintersportort entwickelt. Besonders für Langläufer sind ideale Voraussetzungen geschaffen worden. Als Westallgäuer Mittelpunkt für den Skilanglauf bietet Scheidegg ein Langlaufzentrum mit einem Loipenverbund von weit über 50 Kilometer Länge, das im Skiatlas mit vier „ADAC-Schnee-Sternen“ als Top-Gebiet bewertet wurde. Das hügelige Gelände – ohne große Steigungen und Abfahrten – ist für den Langlauf bestens geeignet.

Außerdem kann Scheidegg seinen Gästen im Winter ein weitverzweigtes Wanderwegnetz mit gebahnten Spazierwegen, Skilift, Rodelbahnen und eine Natureisbahn anbieten. Nicht zu vergessen ist die Kur im Winter. Sagte doch schon Pfarrer Kneipp: „Eine Winterkur ersetzt zwei Sommerkuren.“